Стсрп. погорь, опогорь
Aserb. pogorь, opogorь
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Im vorliegenden Aufsatz wird es versucht, den grammatischen Status, die Bedeutung
und die Etymologie der im Titel angeführten Wörter zu klären. Sie kommen ausschließlich
in den altserbischen Klosterurkunden vor, immer im Akkusativ mit der Präposition na
gebraucht, und zwar in jenen Abschnitten, wo die Grenzen des Landbesitzes beschrieben
werden. Grundsätzlich richtig wurden sie schon von Danicic in seinem Worterbuch
aus 1863 interpretiert, wo er (na) pogorov als Adverb in der Bedeitung ‘bergabwärts’
bestimmt und (na) opogoro als eine Variante davon betrachtet. Nichtdestoweniger hat
es in der folgenden Zeit darum viel Verwirrung und Verirrung gegeben. Miklosich, der in
seinem Lexicon Palaeoslavicum aus 1862-65 aserb: na pogorv zu ksl. pogoro adv. ‘Ev Kataßıceı, Kartd pa:voVg prone, deorsum’ zu Recht stellt, rekonstruert, nur aufgrund
von zwei altserbischen Wortbelegen, die ihm bekannt waren, einen „altkirchenslavischen“
o-Stamm opogorv ‘Berggipfel’. Seitdem schwankt man zwisch...en der adverbialen und
nominalen Auffassung von na (o)pogor. In einigen neuen Urkundenausgaben wird
Pogor und Opogor mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben, als ob es sich um einen
Bergnamen handelte, mit der Konsequenz, dass man sich die Grenze, angesichsts vom
vorangestellten na, auf der betreffenden Strecke als bergauf und nicht bergab läufend
vorstellt, was ja die historisch-geographische Interpretation beeinträchtigt. Vielmehr,
werden neulich in einer namenkundlichen Arbeit die beiden „Bergnamen“ etymologisch
voneinander getrennt, indem Opogor mit Miklosich als ‘Beggipfel’, zu gora ‘Berg’,
Pogor aber als ‘Brandstelle’, zu *pogoreti ‘verbrennen’, interpretiert wird. Nun blieb ein
kurzer Zeitschriftenbeitrag von Vladimir Skarid aus 1935 weitgehend unbeachtet, wo er
darauf hinwiest, dass es in Mittelbosnien, unweit von KreSevo, einen 1274 m. hohen Berg
Öpogör gibt, und dass zu jener Zeit in diesem Gebiet das Wort opogor und das Adverb
opogorno ın den Bedeutungen ‘Steile, Steilabhang’ bzw. ‘steil, senkrecht’ gebräuchlich
waren. Die Erkenntnis, dass opogor auch als maskuliner Appellativ existiert, der
oronymisch gebraucht werden kann, gab Anlass dazu, die Gesamtheit der altserbischen
Wortbelege in ihrem verbalen und historisch-geographischen Kontext überzuprüfen. Aus
der Analyse, die 16 Belege von na pogorv und 8 von na opogoro umfasste, ergab sich
klar, dass es sich um zwei gegenseitig auswechselbare Varianten derselben adverbialen
Wendung handelt, wodurch die Grenze an jenen Strecken beschrieben wird, wo sie steil
absteigend verläuft. Ein gleichbedeutender Ausdruck war etwa aserb. nizp routo ‘steil
bergab’, der Wendung nizv delo “sanft bergab’ gegenübergestellt.
Ksl. pogorv, als Umstandswort ‘bergab’, sekundär auch nominalisiert: ‘(Steil)
hang’ (nizd pogoro), lässt sich am besten aus der Wendung *po gor» deuten, wo das
präpositionale Glied in der Bedeutung ‘von, ab’ (vgl. gr. &nö) den Akkusativ eines
i-Stammes regiert, der als solcher im Indoiranischen (altind. girı-, av. gairi- *Berg’),
mittelbar auch im Baltoslavischen (lit. giria “Wald’, ursl. *gribv ‘Pilz’<*g*rei-b"uos “im
Wald wachsend’) bezeugt ist. In der aserb. Nebenform opogoro liegt keine Erweiterung
mit *ob- vor, sondern dieselbe Präposition als *po-, nur in einer altertümlicheren
Lautgestalt, wie sie in *opak» ‘verkehrt, umgekehrt’ gegenüber *pakv dass. < idg. *(a)
po-h ‚k*-o-), skr. oposun ‘im Uhrzeigersinn’ gegenüber russ. posolonv dass. < ursl.
*(o)po-svIlnv ‘in der Sonnenrichtung’ vorliegt. Dem aserb. Erstbeleg naa pogoro aus
1234-42 nach zu urteilen, steckt hinter der Schreibung na pogoro eine kontrahierte Form
| napogor aus na opogor; damit erweist sich *opo goro als südslavische Variante der
adverbialen Verbindung gegenüber *po gorov, die als osstlavisch gelten darf. Hier und
dort kam es zu einer nachträglichen Nominalisierung als o-Stamm: russ. dial. pogor, Lok.
na pogore ‘sanft abfallender Berghang’, skr. Opogor m. ‘Steilhang’.
Source:
Ономатолошки прилози, 2019, 26, 1-16Publisher:
- Београд : Српска академија наука и уметности
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Institution/Community
Институт за српски језик САНУ / Institute for the Serbian Language of SASATY - JOUR AU - Лома, Александар PY - 2019 UR - https://dais.sanu.ac.rs/123456789/7352 AB - Im vorliegenden Aufsatz wird es versucht, den grammatischen Status, die Bedeutung und die Etymologie der im Titel angeführten Wörter zu klären. Sie kommen ausschließlich in den altserbischen Klosterurkunden vor, immer im Akkusativ mit der Präposition na gebraucht, und zwar in jenen Abschnitten, wo die Grenzen des Landbesitzes beschrieben werden. Grundsätzlich richtig wurden sie schon von Danicic in seinem Worterbuch aus 1863 interpretiert, wo er (na) pogorov als Adverb in der Bedeitung ‘bergabwärts’ bestimmt und (na) opogoro als eine Variante davon betrachtet. Nichtdestoweniger hat es in der folgenden Zeit darum viel Verwirrung und Verirrung gegeben. Miklosich, der in seinem Lexicon Palaeoslavicum aus 1862-65 aserb: na pogorv zu ksl. pogoro adv. ‘Ev Kataßıceı, Kartd pa:voVg prone, deorsum’ zu Recht stellt, rekonstruert, nur aufgrund von zwei altserbischen Wortbelegen, die ihm bekannt waren, einen „altkirchenslavischen“ o-Stamm opogorv ‘Berggipfel’. Seitdem schwankt man zwischen der adverbialen und nominalen Auffassung von na (o)pogor. In einigen neuen Urkundenausgaben wird Pogor und Opogor mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben, als ob es sich um einen Bergnamen handelte, mit der Konsequenz, dass man sich die Grenze, angesichsts vom vorangestellten na, auf der betreffenden Strecke als bergauf und nicht bergab läufend vorstellt, was ja die historisch-geographische Interpretation beeinträchtigt. Vielmehr, werden neulich in einer namenkundlichen Arbeit die beiden „Bergnamen“ etymologisch voneinander getrennt, indem Opogor mit Miklosich als ‘Beggipfel’, zu gora ‘Berg’, Pogor aber als ‘Brandstelle’, zu *pogoreti ‘verbrennen’, interpretiert wird. Nun blieb ein kurzer Zeitschriftenbeitrag von Vladimir Skarid aus 1935 weitgehend unbeachtet, wo er darauf hinwiest, dass es in Mittelbosnien, unweit von KreSevo, einen 1274 m. hohen Berg Öpogör gibt, und dass zu jener Zeit in diesem Gebiet das Wort opogor und das Adverb opogorno ın den Bedeutungen ‘Steile, Steilabhang’ bzw. ‘steil, senkrecht’ gebräuchlich waren. Die Erkenntnis, dass opogor auch als maskuliner Appellativ existiert, der oronymisch gebraucht werden kann, gab Anlass dazu, die Gesamtheit der altserbischen Wortbelege in ihrem verbalen und historisch-geographischen Kontext überzuprüfen. Aus der Analyse, die 16 Belege von na pogorv und 8 von na opogoro umfasste, ergab sich klar, dass es sich um zwei gegenseitig auswechselbare Varianten derselben adverbialen Wendung handelt, wodurch die Grenze an jenen Strecken beschrieben wird, wo sie steil absteigend verläuft. Ein gleichbedeutender Ausdruck war etwa aserb. nizp routo ‘steil bergab’, der Wendung nizv delo “sanft bergab’ gegenübergestellt. Ksl. pogorv, als Umstandswort ‘bergab’, sekundär auch nominalisiert: ‘(Steil) hang’ (nizd pogoro), lässt sich am besten aus der Wendung *po gor» deuten, wo das präpositionale Glied in der Bedeutung ‘von, ab’ (vgl. gr. &nö) den Akkusativ eines i-Stammes regiert, der als solcher im Indoiranischen (altind. girı-, av. gairi- *Berg’), mittelbar auch im Baltoslavischen (lit. giria “Wald’, ursl. *gribv ‘Pilz’<*g*rei-b"uos “im Wald wachsend’) bezeugt ist. In der aserb. Nebenform opogoro liegt keine Erweiterung mit *ob- vor, sondern dieselbe Präposition als *po-, nur in einer altertümlicheren Lautgestalt, wie sie in *opak» ‘verkehrt, umgekehrt’ gegenüber *pakv dass. < idg. *(a) po-h ‚k*-o-), skr. oposun ‘im Uhrzeigersinn’ gegenüber russ. posolonv dass. < ursl. *(o)po-svIlnv ‘in der Sonnenrichtung’ vorliegt. Dem aserb. Erstbeleg naa pogoro aus 1234-42 nach zu urteilen, steckt hinter der Schreibung na pogoro eine kontrahierte Form | napogor aus na opogor; damit erweist sich *opo goro als südslavische Variante der adverbialen Verbindung gegenüber *po gorov, die als osstlavisch gelten darf. Hier und dort kam es zu einer nachträglichen Nominalisierung als o-Stamm: russ. dial. pogor, Lok. na pogore ‘sanft abfallender Berghang’, skr. Opogor m. ‘Steilhang’. PB - Београд : Српска академија наука и уметности T2 - Ономатолошки прилози T1 - Стсрп. погорь, опогорь T1 - Aserb. pogorь, opogorь SP - 1 EP - 16 VL - 26 UR - https://hdl.handle.net/21.15107/rcub_dais_7352 ER -
@article{ author = "Лома, Александар", year = "2019", abstract = "Im vorliegenden Aufsatz wird es versucht, den grammatischen Status, die Bedeutung und die Etymologie der im Titel angeführten Wörter zu klären. Sie kommen ausschließlich in den altserbischen Klosterurkunden vor, immer im Akkusativ mit der Präposition na gebraucht, und zwar in jenen Abschnitten, wo die Grenzen des Landbesitzes beschrieben werden. Grundsätzlich richtig wurden sie schon von Danicic in seinem Worterbuch aus 1863 interpretiert, wo er (na) pogorov als Adverb in der Bedeitung ‘bergabwärts’ bestimmt und (na) opogoro als eine Variante davon betrachtet. Nichtdestoweniger hat es in der folgenden Zeit darum viel Verwirrung und Verirrung gegeben. Miklosich, der in seinem Lexicon Palaeoslavicum aus 1862-65 aserb: na pogorv zu ksl. pogoro adv. ‘Ev Kataßıceı, Kartd pa:voVg prone, deorsum’ zu Recht stellt, rekonstruert, nur aufgrund von zwei altserbischen Wortbelegen, die ihm bekannt waren, einen „altkirchenslavischen“ o-Stamm opogorv ‘Berggipfel’. Seitdem schwankt man zwischen der adverbialen und nominalen Auffassung von na (o)pogor. In einigen neuen Urkundenausgaben wird Pogor und Opogor mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben, als ob es sich um einen Bergnamen handelte, mit der Konsequenz, dass man sich die Grenze, angesichsts vom vorangestellten na, auf der betreffenden Strecke als bergauf und nicht bergab läufend vorstellt, was ja die historisch-geographische Interpretation beeinträchtigt. Vielmehr, werden neulich in einer namenkundlichen Arbeit die beiden „Bergnamen“ etymologisch voneinander getrennt, indem Opogor mit Miklosich als ‘Beggipfel’, zu gora ‘Berg’, Pogor aber als ‘Brandstelle’, zu *pogoreti ‘verbrennen’, interpretiert wird. Nun blieb ein kurzer Zeitschriftenbeitrag von Vladimir Skarid aus 1935 weitgehend unbeachtet, wo er darauf hinwiest, dass es in Mittelbosnien, unweit von KreSevo, einen 1274 m. hohen Berg Öpogör gibt, und dass zu jener Zeit in diesem Gebiet das Wort opogor und das Adverb opogorno ın den Bedeutungen ‘Steile, Steilabhang’ bzw. ‘steil, senkrecht’ gebräuchlich waren. Die Erkenntnis, dass opogor auch als maskuliner Appellativ existiert, der oronymisch gebraucht werden kann, gab Anlass dazu, die Gesamtheit der altserbischen Wortbelege in ihrem verbalen und historisch-geographischen Kontext überzuprüfen. Aus der Analyse, die 16 Belege von na pogorv und 8 von na opogoro umfasste, ergab sich klar, dass es sich um zwei gegenseitig auswechselbare Varianten derselben adverbialen Wendung handelt, wodurch die Grenze an jenen Strecken beschrieben wird, wo sie steil absteigend verläuft. Ein gleichbedeutender Ausdruck war etwa aserb. nizp routo ‘steil bergab’, der Wendung nizv delo “sanft bergab’ gegenübergestellt. Ksl. pogorv, als Umstandswort ‘bergab’, sekundär auch nominalisiert: ‘(Steil) hang’ (nizd pogoro), lässt sich am besten aus der Wendung *po gor» deuten, wo das präpositionale Glied in der Bedeutung ‘von, ab’ (vgl. gr. &nö) den Akkusativ eines i-Stammes regiert, der als solcher im Indoiranischen (altind. girı-, av. gairi- *Berg’), mittelbar auch im Baltoslavischen (lit. giria “Wald’, ursl. *gribv ‘Pilz’<*g*rei-b"uos “im Wald wachsend’) bezeugt ist. In der aserb. Nebenform opogoro liegt keine Erweiterung mit *ob- vor, sondern dieselbe Präposition als *po-, nur in einer altertümlicheren Lautgestalt, wie sie in *opak» ‘verkehrt, umgekehrt’ gegenüber *pakv dass. < idg. *(a) po-h ‚k*-o-), skr. oposun ‘im Uhrzeigersinn’ gegenüber russ. posolonv dass. < ursl. *(o)po-svIlnv ‘in der Sonnenrichtung’ vorliegt. Dem aserb. Erstbeleg naa pogoro aus 1234-42 nach zu urteilen, steckt hinter der Schreibung na pogoro eine kontrahierte Form | napogor aus na opogor; damit erweist sich *opo goro als südslavische Variante der adverbialen Verbindung gegenüber *po gorov, die als osstlavisch gelten darf. Hier und dort kam es zu einer nachträglichen Nominalisierung als o-Stamm: russ. dial. pogor, Lok. na pogore ‘sanft abfallender Berghang’, skr. Opogor m. ‘Steilhang’.", publisher = "Београд : Српска академија наука и уметности", journal = "Ономатолошки прилози", title = "Стсрп. погорь, опогорь, Aserb. pogorь, opogorь", pages = "1-16", volume = "26", url = "https://hdl.handle.net/21.15107/rcub_dais_7352" }
Лома, А.. (2019). Стсрп. погорь, опогорь. in Ономатолошки прилози Београд : Српска академија наука и уметности., 26, 1-16. https://hdl.handle.net/21.15107/rcub_dais_7352
Лома А. Стсрп. погорь, опогорь. in Ономатолошки прилози. 2019;26:1-16. https://hdl.handle.net/21.15107/rcub_dais_7352 .
Лома, Александар, "Стсрп. погорь, опогорь" in Ономатолошки прилози, 26 (2019):1-16, https://hdl.handle.net/21.15107/rcub_dais_7352 .